Chromatogramme

Chromatographie – Analytik auf dem Wege zur Kunst

Für unsere Alltagserfahrung sind „Mischungs“-Vorgänge etwas Selbstverständliches: Der Apotheker mischt Arzneien, Kaffee mischt sich mit Milch …

Dagegen sind „Entmischungs“-Vorgänge eher ungewöhnlich und erfordern stets einen gewissen Aufwand an Energie. Die physikalischen Gründe dafür – es geht im Prinzip um den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik – führen in ihren Konsequenzen tief in die Frage nach der Zukunft unserer Welt hinein. Diese philosophischen Fragen sollen aber hier nicht weiter erörtert werden.

Auch die Malerei benutzt das Prinzip der (Farb-) Mischung: Nahezu unendlich viele Zwischentöne entstehen durch das Zusammenmischen von relativ wenigen Grundfarben auf der Palette des Malers. Dagegen beruht die Chromatographie auf dem gegenteiligen Effekt – nämlich auf dem Prinzip der Entmischung.
Chromatographie – was ist das?

Das Wort kommt aus dem Griechischen („Farbschreiben“) und bezeichnet ein Analyse-Verfahren, mit dem der Chemiker ein Gemenge aus verschiedenen unbekannten Stoffen (die in einer Lösung vermischt sind) in seine Einzelbestandteile auftrennen kann.

Man macht sich dabei die unterschiedlichen Stoffeigenschaften zunutze, die ja nicht nur hinsichtlich Farbe, Konsistenz, Flüchtigkeit etc. vorhanden sind, sondern die in einer Lösung auch durch die Beweglichkeit ihrer Teilchen gegeben sind. Ein vereinfachtes Beispiel hierfür ist ein reißender Fluss, der Treibgut mit sich führt – Steine, Sand, Holzstücke … Die einzelnen Bestandteile bewegen sich verschieden schnell. Sie werden im fließenden Wasser auseinander gezogen, werden getrennt, also „entmischt“. Eine Momentaufnahme solcher „auseinander gezogenen, entmischten“ Stoffe bezeichnet der Chemiker in seinem Labor als Chromatogramm.

Ein solches Chromatogramm ist also gewissermaßen ein Trick, um ein unbekanntes Gemisch auf Grund unterschiedlicher Diffusions-Geschwindigkeiten zu „zerlegen“ und auf einem Spezialpapier „abzubilden“. Dadurch werden die einzelnen Komponenten des komplexen Gemisches plötzlich auch für das menschliche Auge sichtbar. Sie erscheinen als typische Muster (Streifen, Ringe …), die nun mit speziellen Verfahren fixiert und besser sichtbar gemacht werden können.

Ein Chromatogramm ist ein Unikat – es ist charakteristisch wie ein Fingerabdruck für die stoffliche Zusammensetzung des Ausgangsobjekts – z.B. einer Pflanze .

Mit dieser „Aufschlüsselung“ gibt die Natur einen kleinen Teil ihrer Geheimnisse preis. Wenn man weiß, dass gewisse Aminosäuren (die nur von Pflanzen produziert werden, aber für das menschliche Leben unersetzlich sind), sich auf diese Art in einmalig ästhetischer Form manifestieren, so liegt in diesem Wissen vielleicht eine zusätzliche Faszination des Pflanzen-Chromatogramms.

Mathilde Hörler hat die Chromatographie, die „stille und sanfte Art der Analytik“ von einer wichtigen naturwissenschaftlichen Methode zu einer neuen künstlerischen Technik weiter entwickelt.

DI Adolf Nedelik

Die folgenden Bilder zeigen jeweils die Blume und das zugehörige Chromatogramm. Durch Klicken können Sie das Bild vergrößern.